Kunst: zum Sammeln geschaffen? 1. Was spricht ein Gemälde?

Kunst: zum Sammeln geschaffen? 1. Was spricht ein Gemälde?

vor 8 Jahren und 255 Tagen

Zu jeder Zeit hatte ein Kunstwerk einen Sinn. Ob es eine Botschaft über Tugenden und Regeln den Menschen nahe brachte oder ein Selbstbildnis das Leid einer Seele offenbarte. Ein Gemälde liess eine Verherrlichung der Zeit nachempfinden oder erklärte schlicht die Atmosphäre einer der Epochen. Die Menschen konnten sich in den Darstellungen in Gemälden und Skulpturen, Grafiken und Zeichnungen provoziert und verstanden fühlen. Sie nutzten Kunst als Werke der Dokumentation. Wer es sich leisten konnte, beauftragte Künstler um sich in die Unsterblichkeit oder für die Ewigkeit festhalten zu lassen. Der Künstler hatte seine Bedeutung.

Im heutigen Dasein und der Entwicklung aller möglichen technischen Umsetzungen hat sich das Handwerk zur Schaffung der visuellen Botschaften stark verändert und erweitert. Das Festhalten eines bestimmten Zeitabschnittes verlangt nicht mehr der Dauer und Mühe, die es mal erforderte. Mühsam den Pinsel schwingen, um eine Dokumentation der Zeit zu erstellen, muss heute keiner mehr. So verliert sich aber auch der Bezug zu den erschaffenden Dingen. Wenn ich mehrere Wochen oder gar Monate mit einem Gemälde verbringe, so gebe auch ich mich mit meiner Seele tief ab. Das Bild wächst, wird gestreichelt und geschliffen. Es wird immer mehr erzählen können. In der Regel gibt das geschaffene Werk genauso viel Seele ab, wie es erhält. Ein Gemälde kann keine Zeit einnehmen, um wirklich betrachtet zu werden, wenn es nur schnell dekoriert wurde.  Von der Doku zur Deko. Nett abr kurzweilig. Ein Flirt.

Welche Bedeutung hat der Künstler?   Der Künstler wird mit wachsender Bekanntheit immer mehr zum lächerlichen Schosshündchen, kleidsam für jede Party, Vernissage und Galerie, Museum oder Salon. Hat er doch interessante philosophische Ansätze, die vom Grossteil als beflügelnde Abstraktionen zum Häppchen und Prickel-Wasser passen. In den Auktionen dienen sie als Anekdoten, um den Preis zu erfrischen.  Für mich, als Kunstmaler mit Studium und Diplom und mit dem Bewusstsein für das Sein und Nicht-Sein, stellt sich immer stärker die Frage nach der Würde von Kunst und Kunstschaffenden.  Es werden Anleitungen für Kunstsammler erstellt, die den Sinn des Kunstbetrachter für die Kunst entmündigen. Nicht das Bild selbst wird unter dem Aspekt des Motives und des Handwerks betrachtet, der Handel selbst wird zum Kunstobjekt. Es ist eine Börse von Beziehungen, die leider nicht mehr die Beziehung zum Werk selbst erlaubt.  

Wenn ein Kunstwerk seinem Besitzer nichts zu sagen hat, ihn nicht fesselt oder berührt, so sollte es nicht seines sein. Es hat dann keinen Wert. Es ist wie mit einem Buch. Das eine ist reif und tief. Das andere nur gebundenes Papier, welches eine Lücke im Regal schliesst.

Ohne jegliche Bedeutung. So ehrt es auch den Schaffenden.  -  K.C.